Kunst am Bau: ZHdK x Im Viadukt
Studenten der Zürcher Hochschule der Künste haben von der Stiftung PWG den Auftrag erhalten, die durch ein Baugerüst entstellte Einkaufsmeile «Im Viadukt» mit einem XXL-Kunstwerk zu schmücken. Am 11. Mai wird das Ergebnis zu sehen sein.
Das Viadukt nennt sich «Die spannendste Einkaufsstrasse Zürichs» – ein hoher Anspruch, zumal die Meile derzeit durch ein wuchtiges graues Baugerüst der SBB verkleidet ist. Gewerbe und Dienstleister ächzen hinter den grauen Stangen und Folien, Umsatzeinbrüche von 10 bis 50 Prozent sind die Folge der Grossbaustelle, die noch bis im Frühling 2025 dauert.
Die Stiftung PWG, welche die Viaduktbögen im Baurecht von der SBB gepachtet hat, nimmt nun Gegensteuer und spendiert der Strasse das grösste Kunstwerk Zürichs. In Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) wird das Baugerüst über den Viaduktbögen ab dem 11. Mai 2024 in kunstvoll gestaltete Schutznetze gekleidet.
Im Rahmen eines interdisziplinären Designmoduls unter der Leitung von Fiona Knecht und Lisa Hillers haben 19 Design-Studierende die Schutznetze des Baugerüsts zu ihrer Leinwand gemacht. Entstanden sind fünf verschiedene Bildwelten. Die Ergebnisse reichen von humorvollen Retro-Halluzinationen zu anthropomorphisierten Tieren: «Die Studierenden verarbeiten in ihren Visualisierungen die urbane Stimmung des Quartiers um die Viaduktbögen», schreibt die Stiftung PWG stolz.
Der vorderste Abschnitt der Viaduktbögen (zwischen Limmat- und Heinrichstrasse) steht unter dem Thema «The Probe». Hier wurden materielle Proben aus der Markthalle und ihrer Umgebung verwendet und mitHilfe künstlicher Intelligenz zu neuen, mystischen Bildwelten verflochten. Der darauf folgende Abschnitt (zwischen Heinrich und Josefstrass) lädt unter dem Motto «Nostalgia» dazu ein, in Erinnerungen zu schwelgen und so ein Gefühl der Verbundenheit zu spüren. Zwischen den Bögen 8 und 16 (Josefstrasse bis Neugasse) schmückt das Projekt «Wir, das Viadukt» die Fassade. Das halluzinative Wimmelbild fängt die Stimmung auf der Josefswiese ein und gibt Betrachtenden immer wieder neue Schichten frei.
Die letzten beiden Abschnitte (von Neugasse bis Geroldstrasse bzw. Grenze Gleisfeld) regen durch das Aufgreifen von aktuellen gesellschaftlichen Belangen zum Diskurs an. Während die Illustration «Status Shapes» anhand von Zahlen des Bundesamt für Statistik beispielsweise Themen wie die Bevölkerungsentwicklung, die Zusammensetzung von Haushalten oder die Anzahl der leerstehenden Wohnungen aufgreift, beschäftigt sich das Projekt «Stört’s dich?» zwischen den Bögen A und F mit «Community & Diversity».
Für die Stiftung PWG war dieses Projekt ein enormer Zusatzaufwand: Sie hat nicht nur die Idee gegenüber SBB und Stadtbehörden erfolgreich durchgeboxt, sondern trägt die Kosten für die Herstellung und sichere Montage des Werks.